Keir Starmer verstößt seinen Vorgänger Corbyn im Antisemitismus-Streit, doch der hat noch etliche Verbündete.
Es ist ein sagenhafter Absturz, den Jeremy Corbyn erlebt. Noch vor elf Monaten versuchte die Labour-Partei ihn zum Premierminister zu machen. Nun aber soll der Altlinke aus der Partei verstoßen werden, für die er seit fast vierzig Jahre im Unterhaus sitzt. Grund dafür ist Corbyns Versagen in einer langen Reihe von antisemitischen Vorfällen in der Labour-Partei und seine uneinsichtige Reaktion auf einen Untersuchungsbericht der staatlichen Gleichheits- und Menschenrechtskommission (EHRC). Ihr 130 Seiten starker Bericht spricht davon, dass Labour jüdische Mitglieder und Juden schikaniert und diskriminiert habe.
Für den neuen Parteichef Keir Starmer war das EHRC-Verdikt ein „Tag der Schande“ für die Partei. „Null Toleranz“ solle es für Antisemiten geben. Der 71-jährige Ex-Parteichef reagierte indes uneinsichtig. Zwar schrieb er, jeder Antisemit in der Partei sei einer zu viel, doch, so Corbyn, das „Ausmaß des Problems wurde dramatisch übertrieben“ von politischen Gegnern und den Medien. Nur drei Stunden später kam aus der Parteizentrale die Quittung: Corbyns Mitgliedschaft wird suspendiert bis zum Ausgang einer Untersuchung, und er fliegt aus der Labour-Fraktion in Westminster.